#002 Weißt Du wie hoch Deine Rente sein wird? Und reicht das?

„Die Renten sind sicher“ sagte einst Norbert Blüm (ehemaliger Minister). Einig sind sich nach wie vor fast alle, dass die gesetzliche Rente zwar weiterhin fließen wird, aber auch, dass sie nicht reichen wird um den gewohnten Lebensstandard im Ruhestand erhalten zu können.

Inhaltsverzeichnis

Wie viel Rente wirst Du erhalten?

Weißt Du wie viel Rente Du erhalten wirst?

Und weißt Du wie viel Du überhaupt brauchen wirst, wenn Du Rentner_in bist?
Dann fallen ja einige Ausgaben weg, z.B. das Benzin oder das Ticket zur Arbeit, vielleicht sogar der Hauskredit. Aber reicht das dann um Deinen gewohnten Lebensstandard aufrecht zu erhalten?

Es ist doch eigentlich eine einfache Rechnung, die Du wahrscheinlich schon oft gemacht hast. Einnahmen minus Ausgaben!
Da besteht aber ein Problem. Gerade in jungen Jahren kann man sehr schwer einschätzen, wie hoch die Rente sein wird. Und erst recht wie viel man im Alter an Einnahmen überhaupt benötigt.
Und genau dabei möchte ich Dir helfen. Deshalb will ich Dir zeigen, wie Du die voraussichtlichen Einnahmen und Ausgaben im Rentenalter ermitteln kannst.

Standmitteilungen sammeln

Suche zuerst alle aktuellen Standmitteilungen Deiner Altersvorsorgeverträge zusammen. Das sind die jährlichen Schreiben, die Du von den Versicherungen, Banken etc. erhältst. Darin stehen meistens Deine bisher garantierten Ansprüche und Deine voraussichtlichen Ansprüche, wenn Du in Rente gehen wirst.
Dazu gehören z. B.

  • Rentenauskunft der gesetzlichen Rentenversicherung,
  • Standmitteilungen Deiner Lebensversicherungen,
  • Standmitteilungen Deiner betrieblichen Altersvorsorge.
  • Depotauszüge Deiner Sparpläne
  • Mieteinkünfte Deiner vermieteten Immobilie(n)

Hast Du noch keine Vorsorgeverträge?

Vielleicht weil Du gerade erst angefangen hast zu arbeiten oder generell noch nicht mit Deiner Altersvorsorge angefangen hast.
Kein Problem!
Dann habe ich für Dich eine Übersicht wie viel Du von Deinem Netto in die Altersvorsorge investieren solltest. Wohlgemerkt zusätzlich zu dem, was Du bereits in die gesetzliche Rentenversicherung zahlst.
Aber abzüglich anderer Sparverträge, falls Du schon welche hast.

Zum besseren Verständnis: Die Prozentsätze zeigen, wie viel Du ab sofort sparen musst, wenn Du erst ab diesem Alter beginnst. Und da sieht man schon, dass es umso schwieriger wird die Lücke zu füllen, je später man anfängt. Wenn Du erst mit 50 anfängst, müsstest Du fast die Hälfte Deines Nettos investieren. Das wird wohl kaum jemand können.

20 Jährige8 – 10 %
30 Jährige12 – 16 %
40 Jährige21 – 25 %
älter als 5042 – 46 %
Notwendiger Sparanteil vom Nettoeinkommen um Rentenlücke zu schließen

Das bedeutet, dass Du als Berufsanfänger_in mit einem Einkommen von z. B. 2.000,- € netto monatlich zwischen 160 und 200 € für die Altersvorsorge investieren solltest.

Im Netz werden auch teilweise höhere Prozentzahlen genannt. In einem Beitrag des Finanzrockers werden sogar 20% vom Netto als zusätzliche Investitionen genannt.

Die 20 % finde ich pauschal etwas zu hoch, da gerade in jungen Jahren der Zinseszins-Effekt eine große Bedeutung hat.
Man sieht aber auch, dass es durchaus auch mehr sein kann, wenn man erst später anfängt zu sparen.
Und natürlich nur unter der Voraussetzung, dass das Geld in die richtigen Produkte investiert wird.
Wie das geht, werde ich Dir noch zeigen.

Übersicht erstellen

Dann erstelle eine Übersicht über alle Verträge.
Dafür kannst Du gerne meine Vorlage verwenden, die Du am Ende des Artikels kostenlos herunterladen kannst.
Dann musst Du nur noch Deine Werte einfügen. Fertig.

Ihr könnt natürlich auch Eure eigene Vorlage erstellen. Es würde mich freuen, wenn Ihr diese dann mit uns allen teilt. Einfach an meine Mail Adresse schicken.
Folgende Werte sollten daraus hervorgehen.

  1. Wie hoch ist der garantierte Betrag.
  2. Wie hoch ist der Betrag inkl. Überschüsse
  3. Wann wird der Vertrag fällig, also das Geld ausgezahlt

Nettorente ermitteln

Sozialversicherungsbeiträge abziehen

Damit weißt Du ungefähr wie hoch Deine Rente insgesamt ausfallen wird. Zumindest brutto. Aber was bleibt netto?
Denn von Deiner Bruttorente musst Du natürlich noch Sozialversicherungsbeiträge und eventuell noch Steuern zahlen.

Eine informative Übersicht hat die Stiftung Finanztest erstellt.
Das Wesentliche habe ich mal übersichtlich für Dich zusammengefasst.
Ich unterstelle, dass Du pflichtversichert in der Krankenversicherung der Rentner (KVdR) sein wirst.
Das ist der Fall, der für Arbeitnehmer_innen am häufigsten zutrifft. Falls Du z. B. privat krankenversichert bist, kannst Du die Beiträge unter dem Link der Stiftung Warentest ablesen.

RentenartKrankenversicherungs-
beitrag
Pflegeversicherungs-
beitrag
gesetzliche Rente7,85%*3,05 %
(3,3 % für Kinderlose)
Betriebsrente15,7 %** auf den Betrag,
der 159,25 € überschreitet
3,05 %
(3,3 % für Kinderlose)
Riester-RenteKeinenKeinen
Rürup-RenteKeinenKeinen
private VorsorgeKeinenKeinen
Sozialversicherungsbeiträge nach Rentenart

* Hälfte von **.
** voller allgemeiner Beitragssatz (14,6 %) + voller Zusatzbeitrag (1,1 %).
Stand: 01.04.2020

Neben den Sozialversicherungsbeiträgen musst Du unter Umständen auch noch Steuern auf Deine Rente zahlen. Je nachdem, wie hoch Deine Renteneinkünfte sind.
Und dabei werden alle Einkünfte zusammengerechnet. Aber die solltest Du ja in der Übersicht schon alle berücksichtigt haben.

Steuern abziehen

Fällig wird eine Steuer erst ab dem Grundfreibetrag, der 2020 9.408 € beträgt. Also erst ab einer monatlichen Rente in Höhe von 784 €.
Allerdings kann man noch einige Ausgaben steuerlich absetzen, sodass der echte Freibetrag etwas höher ist. Danach steigt die Steuerlast zunehmend an.
Ich habe Dir mal die folgende des Steuertarifs 2020 erstellt. Hieran kannst Du Dich orientieren.
Mit meiner Vorlage kannst Du Dann den genauen Steuerbetrag ermitteln.

zu versteuerndes Einkommen
– alleinstehend
zu versteuerndes Einkommen
– zusammen veranlagt
Steuersatz
bis 9.408 €bis 18.817 €Keine Steuer
9.409 € – 14.532 €18.818 € – 29.065 €0 – 6,7 %
14.533 € – 57.051 €29.066 € – 114.103 €6,7 – 26,3 %
57.052 € – 270.500 €114.104 € – 541.001 €26,3 – 38,7%
ab 270.501ab 541.002 €38,7 – 45%
Steuersatz je zu versteuerndem Einkommen

Rentenbedarf ermitteln

Nun weißt Du, wie hoch Deine gesamte Nettorente ungefähr sein wird. Und damit sind wir schon weit gekommen.
Die letzte Frage, die sich jetzt noch stellt, ist:

Reicht Dir dieses Nettoeinkommen im Alter um Deinen Lebensstandard zu erhalten?

Und dazu müssen wir Deinen voraussichtlichen Rentenbedarf ermitteln.
Als Daumenregel sagt man, dass 80 % des letzten Nettoeinkommens reichen. Wie schon erwähnt, fallen ja einige Ausgaben weg, wenn Du in Rente bist.
Wenn Dir das zu viel oder zu wenig erscheint, kannst Du die Zahl in meiner Vorlage auch anpassen.

Um Dein zukünftiges Nettoeinkommen zu berechnen, kannst Du Dein momentanes Nettoeinkommen ansetzen.
Ich gehe mal davon aus, dass Du zukünftig auch Gehaltserhöhungen willst. Deshalb kannst Du das mit einem Faktor steuern. Wenn Du z. B. denkst, dass sich Dein Gehalt bis zur Rente um 3% pro Jahr erhöht, gib dort 3% ein.

Inflation nicht vergessen

Wir wären schon fertig. Wäre da nicht diese „böse“ Inflation.
Inflation ist der Kaufkraftverlust des Geldes. Oder anders herum ausgedrückt, die Verteuerung der Waren, die wir konsumieren.
Zum Beispiel kann das Brot, das heute 1 € kostet in 10 Jahren 1,22 € kosten. Das entspräche einer Inflation von ca. 2 %.
Demnach kannst Du Dir von Deinem heutigen Gehalt in 10 Jahren weniger kaufen als heute.
Die EZB hat als Ziel im Euroraum eine Inflation von 2% angegeben. Ich rechne allerdings mit 1,5%, das liegt näher am Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Du kannst sie in der Vorlage aber auch ändern, wenn Dir das nicht passend erscheint.

Nach Berücksichtigung der Inflation ergibt sich dann Dein Netto-Rentenbedarf.

Rentenlücke berechnen

Die Rentenlücke ergibt sich dann als:

Rentenlücke = Netto-Rentenbedarf minus Nettorente!

Nun hast Du vielen einen Schritt voraus. Du weißt nämlich welche Lücke Du schließen musst. Diesen Betrag kannst Du dann investieren.

Diese Berechnung solltest Du spätestens alle 5 Jahre wiederholen um Deine Investitionen abzustimmen. Gerade am Anfang Deiner beruflichen Laufbahn wird sich innerhalb von 5 Jahren viel tun.

Ich verspreche Dir, die Mühe wird sich lohnen, auch wenn es einen gewissenAufwand bedeutet.

Berechnungstool

Hier kannst Du Dir die Vorlage kostenlos herunterladen.

Mit dieser Vorlage kannst Du Deine Rentenlücke berechnen.
Wie und mit welchen Altersvorsorgeprodukten Du die Lücke füllen kannst, werde ich im Blog noch ausführlich behandeln.

Die Übersicht kann sicherlich noch erweitert werden. Aber für den Zweck eine grobe Übersicht zu erhalten, ist sie meines Erachtens vollkommen ausreichend.
Und es kann noch viel passieren in den Jahrzehnten bis zur Rente.

Falls Du Verbesserungsvorschläge hast, schreib gerne einen Kommentar oder direkt an mich unter andreas@avlg.de.

Statistik der Woche

Ca. 40 Mio. Bundesbürger (ab 14 Jahren) glauben nicht, dass sie genug für ihre Altersversorgung tun. (Quelle: Statista)

Du kannst nun berechnen ob Deine Rente reichen wird oder nicht. Und bist daher schon 40 Millionen Deutschen einen Schritt voraus.

Gib mir Feedback!

Ich habe den Blog gestartet um Dir dabei zu helfen eine ausreichende Altersversorgung aufzubauen und Dir das dazu nötige Wissen zu vermitteln. Deswegen würde es mich freuen, wenn Du mir schreibst unter andreas@avlg.de oder einen Kommentar hinterlässt.
Was interessiert Dich besonders und was kann ich noch besser machen. Natürlich auch gerne was dir gefällt.

Danke fürs Lesen und bis zum nächsten Mal!

Dieser Beitrag wurde zum letzten Mal aktualisiert am 08.04.2020

4 Gedanken zu “#002 Weißt Du wie hoch Deine Rente sein wird? Und reicht das?

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